
Einleitung
Im Journalismus gibt es – wie in vielen anderen Berufen – professionelle und ethische Arbeitsstandards. Sie helfen den Medien, Vertrauen, Respekt und auch das Interesse des Publikums zu bewahren. Nach dieser Lektion verstehen Sie nicht nur die Regeln und Prinzipien, nach denen professionelle Journalistinnen und Journalisten arbeiten, sondern Sie können viele davon auch beim Erstellen und Verbreiten eigener öffentlicher Medieninhalte anwenden.
Legen wir los!
Haben Sie sich schon gefragt, warum manche Beiträge (Nachrichten, Artikel, Sendungen) Sie schnell weiterscrollen lassen, während andere so spannend sind, dass Sie bis zum Ende lesen, hören oder schauen?
Sehen Sie sich die Liste mit einigen Kriterien an, die Journalistinnen und Journalisten nutzen, um ihre Inhalte für das Publikum attraktiv zu machen. Markieren Sie die Punkte, die Ihrer Meinung nach verwendet werden.
Setzen Sie ein Häkchen bei allen Antworten, die Sie für richtig halten (Tipp: Es können mehrere sein). Sie können Ihre Auswahl über den Prüfen-Button kontrollieren.
Herzlichen Glückwunsch! Jetzt haben Sie Tipps, wie Ihre öffentlichen Medieninhalte für Ihr Publikum interessant werden!
Professionelle Medien achten nicht nur darauf, das Interesse des Publikums zu halten, sondern auch dessen Vertrauen und Respekt. Darum bemühen sich Journalistinnen und Journalisten, bestimmte fachliche und ethische Standards einzuhalten. Diese können auch Ihnen helfen, wenn Sie eigene öffentliche Medieninhalte erstellen und verbreiten (Nachrichten, Meinungen, Fotos, Videos usw.).
Blättern Sie durch diese Präsentation, um die Bedeutung dieser Standards und Regeln besser zu verstehen.
M4-U1-L2 C DE Professionelle und ethische Standards im Journalismus von Vitaut
Glückwunsch! Jetzt wissen Sie, was Ihnen hilft, Medieninhalte in höherer Qualität zu erstellen! Festigen wir das Wissen: Versuchen Sie zu bestimmen, welcher dieser Texte Journalismusstandards erfüllt und welcher nicht.
Viel Erfolg!
Text 1
Empörte Anwohnende blockieren die Straße! Hauptstadtviertel am Rand einer ökologischen Katastrophe!
Heute ist im „Green Forrest“ den Menschen die Geduld gerissen! Eine wütende Menge ging auf die Straße, um den „kriminellen“ Bau einer giftigen Fabrik zu stoppen, die der skandalumwobene Bauträger „PromInvest“ ihnen „direkt vor die Fenster setzen“ will. Menschen blockierten die Hauptstraße und hinderten Maschinen an der Durchfahrt.
„Diese Geschäftsleute wollen uns alle vergiften! Unsere Kinder sind ihnen egal, sie wollen nur Geld!“, rief eine Frau unter Tränen. Nach Angaben von Augenzeugen versammelte sich fast die Hälfte des Viertels zum Protest.
Versuche, eine Stellungnahme des Bauträgers zu erhalten, blieben ohne Ergebnis – offensichtlich gibt es etwas zu verbergen. Lokale Behörden tun, wie immer, so, als passiere nichts, und versprechen irgendwelche „Anhörungen“, an deren Ergebnisse niemand mehr glaubt.
Beamte und Geschäftsleute ignorieren erneut die Stimme der Menschen. Wie das endet, ist unklar, aber die Anwohnenden sind entschlossen und kündigen neue, größere Proteste an.
Text 2
Protest gegen Fabrikbau im Viertel „Green Forest“
Am 18. Juli fand im Hauptstadtviertel „Green Forest“ ein von den Behörden genehmigter Protest von Anwohnenden gegen den geplanten Bau einer Batteriefabrik statt. Nach Schätzungen der Organisatorinnen und Organisatoren nahmen rund 200 Personen teil.
Die Protestierenden äußerten Sorgen über mögliche negative Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt des Gebietes und die Gesundheit der Menschen.
„Wir sind nicht gegen industrielle Entwicklung, aber wir wollen Sicherheit für unsere Kinder. Uns wurden keine Ergebnisse einer unabhängigen Umweltprüfung vorgelegt“, sagte die Initiatorin des Protests, Wolha Petrousskaja, unserer Redaktion.
Der Bauträger „PromInvest“ teilte mit, dass das Projekt alle notwendigen staatlichen Prüfungen bestanden habe.
„Der Betrieb wird moderne Reinigungsverfahren einsetzen, die die Auswirkungen auf die Umwelt minimieren. Wir sind dialogbereit und planen am 25. Juli eine öffentliche Anhörung“, erklärte Unternehmenssprecher Alexej Sidarowitsch.
Ein Vertreter der Bezirksverwaltung bestätigte, dass die Baugenehmigung auf gesetzlicher Grundlage erteilt wurde, und rief alle Seiten zu einem konstruktiven Dialog im Rahmen der geplanten Anhörungen auf.
Warum Text 1 NICHT den Journalismusstandards entspricht
- Verstoß gegen Wahrhaftigkeit und Genauigkeit:
- Es werden emotionale und wertende Ausdrücke benutzt („Geduld gerissen“, „wütende Menge“, „krimineller Bau“, „vor die Fenster setzen“).
- Ungeprüfte Angaben („Hauptstraße blockiert“) und Übertreibungen („fast die Hälfte des Viertels“) sind vorhanden.
- Verweise auf anonyme „Augenzeugen“ statt konkreter Quellen.
- Verstoß gegen Fairness und Unparteilichkeit:
- Der Beitrag ist völlig einseitig. Es wird nur die Position der Protestierenden dargestellt – in sehr emotionaler Form.
- Die Positionen des Bauträgers und der Behörden fehlen nicht nur, sie werden durch Mutmaßungen negativ gefärbt („offensichtlich etwas zu verbergen“, „tun so, als passiere nichts“).
- Die Überschrift ist klick orientiert, sensationsheischend und manipulierend.
- Verstoß gegen Unabhängigkeit:
Die/Der Autor(in) stellt sich sichtbar auf die Seite der Protestierenden und nutzt manipulative Sprache, um Leserinnen und Leser zu beeinflussen. - Verstoß gegen das Prinzip, Schaden zu minimieren:
Der Text schürt Konflikte und nutzt feindselige Sprache („kriminell“, „vergiften“, „Geschäftsleute ignorieren“). Solche Formulierungen können Aggression fördern und helfen nicht bei der Lösung des Problems.
Warum Text 2 den Journalismusstandards entspricht
- Wahrhaftigkeit und Genauigkeit:
-
- Die Meldung basiert auf Fakten: Datum, Ort und Anlass des Protests sind genannt.
- Konkrete Teilnehmerzahlen mit Quellenangabe („nach Schätzung der Organisierenden“).
- Direkte Zitate von Vertretungen der verschiedenen Seiten.
- Keine Wertungen und keine Spekulationen der/des Autors.
- Unparteilichkeit und Fairness:
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- Die Positionen von drei Seiten werden dargestellt: Protestierende, Bauträger und lokale Behörden.
- Jede Seite erhält die Möglichkeit, ihre Sicht zu erklären – das macht den Beitrag ausgewogen.
- Die Überschrift ist neutral und informativ.
- Unabhängigkeit:
Der Text ist sachlich und informativ, ohne die Meinung der Lesenden zu manipulieren. Die/Der Journalist(in) ergreift keine Partei. - Humanität und Schadensminimierung:
Keine herabwürdigenden Formulierungen über Teilnehmende oder Unternehmensvertreter. Die Sprache ist angemessen.
